
Arten gehen. Arten kommen. Das ist Evolution. Das Problem heutzutage besteht jedoch darin, dass zu viele Arten zu schnell sterben. Arten, Artengruppen und Ökosysteme stehen unter massiven Anpassungsdruck, da sie sich nicht nur an die vorgegebene Geschwindigkeit des menschengemachten Klimawandels orientieren müssen, sondern auch Lebensraumzerstörung durch Entwendung, Verschmutzung oder Übernutzung, ausgesetzt sind. Die natürliche Folge: Die sensibleren, spezialisierten Arten verschwinden zuerst.
Das Wichtigste im Überblick
- Artensterben ist grundsätzlich ein Teil der Evolution – Arten kommen und gehen
- Das heutige Problem: Arten sterben zu schnell und in großer Zahl
- Gründe: Der Klimawandel fordert eine hohe Anpassungsgeschwindigkeit und die Lebensraumzerstörung findet durch kontinuierliche Entwendung von Flächen, Verschmutzung und Übernutzung statt
- Besonders sensible und spezialisierte Arten sind betroffen – sie verschwinden zuerst
- Ein Ökosystem besteht aus dem Biotop (Lebensraum) und der Biozönose (Lebensgemeinschaft aus Pflanzen und Tieren)
- Jede Art hat ihr eigene ökologische Nische innerhalb eines funktionierenden Ökosystems
- Durch schnelle Umweltveränderung werden Arten und Artengruppen ausgelöscht, ganze Ökosysteme fragiler und störanfälliger und Ungleichgewichte sowohl innerhalb als auch zwischen Ökosystemen verursacht
- Artenvielfalt stärkt die Stabilität von Ökosystemen, denn mehr Arten = mehr Ausgleichsmöglichkeiten bei Verlust einzelner Arten und weniger Arten = Generalisten dominieren, spezialisierte Leistungen fehlen
- Beispiel: Insekten als Bestäuber für Obst und Gemüse, das heißt Bestäuber sind essentiell für die menschliche Ernährung (laut BfN, März 2022: 26,2% der rund 6.750 Insektenarten in Deutschland sind stark gefährdet)
Zerbrechliches Gleichgewicht: Wie Umweltveränderungen ganze Ökosysteme ins Wanken bringen
Ein Ökosystem besteht aus dem Lebensraum von Organismen (Biotop) und der Lebensgemeinschaft aus Pflanzen und Tieren (Biozönose). Innerhalb eines funktionierenden Ökosystems hat jede Art ihren perfekten Platz, ihr Zuhause, ihre ökologische Nische. Dadurch, dass die einzelnen Ökosysteme heute so starken und vor allem schnell ablaufenden, äußerlichen Veränderungen ausgesetzt sind, sterben nicht nur ganze Arten(-gruppen) aus, sondern Ökosysteme werden infolgedessen fragiler und anfälliger. Das wiederum führt zu Disharmonien und Ungleichgewichten nicht nur innerhalb eines Ökosystems, sondern zwischen den Ökosystemen selbst.
Im Umkehrschluss bedeutet das, je vielfältiger die Artenwelt ist, umso geringer ist die Störanfälligkeit eines Ökosystem, da mehr Optionen vorhanden sind, für ausgestorbene Arten »einspringen« zu können. Wenn es nun aber nur noch Generalisten ohne jegliche Spezialisierungen gibt, können bestimmte Defizite gar nicht mehr bedient werden.
Ein Beispiel sind die menschenwichtigen Insekten mit ihrer Bestäuberleistung für Obst- und Gemüsepflanzen, die ebenfalls stark gefährdet sind. Stark gefährdet sind, nach der im März 2022 veröffentlichten Roten Liste des Bundesamt für Naturschutz (BfN), knapp 26,2 Prozent von knapp 6.750 Insektenarten in Deutschland.